Nicht jedes Auto hat eine Anschluss für ein Smartphone oder den iPod und auch Bluetooth ist nicht bei allen Autoradio-Modellen verfügbar. Möchte man die sowieso auf dem iPhone oder Androiden vorhandene Musik trotzdem im Auto nutzen, versprechen FM-Transmitter Abhilfe. Allerdings ist die Qualität eher rauschend, denn berauschend. New Potato Technologies beweist, dass es auch anders geht.
Die Misere
Ich fahre einen inzwischen bald 6 Jahre alten Honda Civic. Ein tolles Auto. Sportliche Ausstattung, großer Kofferraum. Nur mein Autoradio hat weder ein Navi, noch kann es Bluetooth oder hat einen zugänglichen AUX-Eingang. Das war zu dem Zeitpunkt weder notwendig, noch zu einem vernünftigen Preis zu bekommen.
Mit meinem ersten iPhone – damals ein 3GS – begann dann die Zeit, in der ich meine Musik hauptsächlich digital und in iTunes vorhielt und bis heute verwalte. Der Wunsch, die auf dem Gerät vorhandene Musik auch im Auto zu hören, ohne jedesmal eine MP3-CD zu brennen, wurde immer größer und irgendwann kaufte ich mir – trotz großer Skepsis – einen günstigen FM-Transmitter mit Anschluss an den Dock-Connector. Das Ergebnis war eigentlich wie erwartet: Trotz leidlich freier Frequenz kam das Signal nur sehr verrauscht aus den Autolautsprechern. Das reichte nicht zum Musikhören, geschweige denn für Podcasts.
Hinzu kam, dass mit angedocktem FM-Transmitter das iPhone nicht mehr in die Autohalterung passte. Damit war nach Straßenverkehrsordnung die Bedienung während der Fahrt passé, die nach §23, Abs. 1a StVO verboten ist, wenn das Handy zur Bedienung „aufgenommen“ werden muss. Steckt das Smartphone in einer Halterung, gilt dieses Verbot, landläufiger Auffassung nach, nicht (Einfingerbedienung).
Der FM-Transmitter flog also nach kurzer Zeit als unbrauchbar aus dem Auto.
Alternativen
Viele Möglichkeiten blieben nicht. Der direkte Anschluss ans Autoradio war – wie gesagt – nicht möglich. Der iPhone-Lautsprecher während der Fahrt nicht laut genug. Einen externen Lautsprecher wollte ich mir auch nicht auf’s Armaturenbrett schrauben.
Nach längerem Suchen bin ich dann irgendwann über das „TuneLink Auto“ der Firma new Potato Technologies, Inc. gestolpert.
Das Produkt
New Potato bewirbt den TuneLink Auto für iPhone, iPod und iPad mit dem Slogan „PLUG IT, PAIR IT, PLAY IT, SHARE IT!™“. Und genau so funktioniert er auch.
Nach dem Auspacken hält mein ein Gerät ähnlich einem Standardladegerät für die 12V Zigarettenanzündersteckdose des Autos in den Händen. Zwar gibt es mittlerweile kleinere USB-Ladeadapter, aber der TuneLink trägt nicht besonders auf und stört nicht. Zum Laden können iPhone, iPad oder iPod per USB-Kabel verbunden werden und erhalten dann 2.1A Ladestrom. Anschluss an das Soundsystem des Autos erfolgt entweder über den 3,5er Klinkenstecker, der als Line-Out ausgeführt ist und sich direkt neben der USB-Buchse befindet, oder, wie in meinem Fall, per FM-Transmitter.
Nach dem Einstecken signalisiert der TuneLink seine Bereitschaft mit einem leuchtenden, blauen Ring; im Falle des ansonsten völlig baugleichen TuneLink Android mit einem grünen Ring.
Das Bluetooth-Pairing mit dem iPhone ist problemlos. Nutzt man den FM-Transmitter muss über die TuneLink eigene App noch die gewünschte Frequenz auf dem iPhone und natürlich auch am Autoradio eingestellt werden.
Die App ist zur Wiedergabe von Inhalten übrigens nicht notwendig. Ist die richtige Frequenz einmal eingestellt, wird entsprechend der Spezifikation des BT A2DP Profils sämtliche Audioausgabe des iDevices über den TuneLink ausgegeben.
Die Qualität der Wiedergabe mittels des FM-Transmitters ist überraschend gut. Es gibt fast keine Störgeräusche. Lediglich ein leises Interferenzsummen bei hohen Motordrehzalen ist gelegentlich zu vernehmen, wenn das iPhone per USB an das TuneLink angeschlossen ist. Da ich das TuneLink an der 12V-Dose im Kofferraum betreibe und nicht in der Mittelkonsole ist aber kaum ein Störgeräusch zu hören. Das hatte ich so fast nicht erwaret.
Titel und Interpret werden über das RDS-Protokoll ans Autoradio übertragen. Die Anzeige wechselt hier zwischem Gerätename („Sender“), Interpret und Titel.
Wer Genaueres wissen möchte, kann auf der New Potato Website die technischen Spezifikationen nachlesen.
Die App
[app 400308800]
Die kostenlose TuneLink App ist für iOS und Android erhältlich. Alle Einstellungen des TuneLink werden über die App vorgenommen. Die Frequenz für den FM-Transmitter kann manuell eingestellt werden, oder die App macht standortbasierte Vorschläge für die besten Frequenzen und bietet diese in einer Liste zur einfachen Auswahl an. Der Frequenzbereich ist übrigens abhängig von der eingestellten Region und in Deutschland z.B. deutlich größer, als in den USA.
Weiterhin kann der Ausgangspegel für die FM-Übertragung in 3 Stufen eingestellt werden.
Besonders hilfreich sind die Einstellungen zum Verhalten.
Schaltet man „Auto Connect“ und „Auto Play“ ein, wird die Wiedergabe fortgesetzt, wenn man ins Auto einsteigt und Bluetooth am iPhone aktiviert ist. Je nach letzter Quelle startet also der Podcast, oder die Musik automatisch, ohne, dass man das Smartphone oder den iPod in die Hand nehmen muss.
Die TuneLink App selbst kann ebenfalls als einfacher Player verwendet werden. Das macht aber nur Sinn, wenn auf längeren Fahrten die FM-Frequenz häufiger gewechselt werden muss und man nicht immer die App wechseln möchte.
Für längere Fahrten mit Begleitung kann TuneLink die Bluetooth-Verbindung sogar frei geben. In dem Fall kann sich jeder im Auto ohne Probleme mit dem Device verbinden und Inhalte abspielen. So eine Art von lokaler Social-Music-Community 😉
Erfahrungen
Da ich zur Wiedergabe im Auto auf die Gestensteuerung von CarTunes und Downlink setze, nutze ich die App so gut wie gar nicht. Auf der von mir genutzten Frequenz 108.0 MHz gibt es auch auf längeren Fahrten kaum Störungen. Das Wechseln der Frequenz ist also nur selten nötig.
Im Zusammenspiel mit meinem iPhone 4S funktionieren „Auto Connect“ und „Auto Play“ beinahe Einwandfrei. Ganz selten wird die Bluetooth-Verbindung mal nicht automatisch hergestellt.
Da ich das iPhone auch als Navigationslösung einsetze, sind Sprachausgaben jetzt laut und deutlich über das Autoradio zu verstehen.
Pros
- Bei leidlich freier Frequenz kaum Störgeräusche im Radio
- Autoplay beim Start des Autos und eingeschaltetem BT am iPhone (einstellbar)
- Kommt im Betrieb völlig ohne Kabelverbindungen aus
- Kostenlose Apps für iOS und Android
- App nicht mehr nötig, wenn Frequenz eingestellt ist. Spielt also auch Podcasts, z.B. von Downcast ab und die Navi-Ansagen
- Anzeige von Titel und Interpret am Autoradio per RDS
- BT Verbindung kann für andere frei gegeben werden
Cons
- Interferenzgeräusche bei hohen Motordrehzahlen (leises Pfeifen bei gleichzeitigem Laden)
- In seltenen Fällen keine automatische BT-Verbindung beim Start des Autos
- Support im Forum dauert manchmal etwas länger
- SpeedTune findet nicht immer die besten Frequenzen wenn man längere Strecken fährt
Fazit
„PLUG IT, PAIR IT, PLAY IT, SHARE IT!™“ – New Potato verspricht nicht zu viel. Bluetooth am iPhone aktivieren, Auto starten, entsprechende Station am Radio auswählen und schon läuft die Musik da weiter, wo ich aufgehört habe.
Die annähernd perfekte Soundqualität bei der FM-Übertragung und die nur für die Einstellungen notwendige App tun ihr Übriges zu einer – für mich und mein iPhone 4S – perfekten Lösung für den Musik- und Podcast-Genuss im Auto.
Zum Zeitpunkt des Blogposts kann der (oder das) TuneLink Auto zum Preis von 79,95 € beim offiziellen deutschen Distributor arktis.de (Direktlink zur Arktis-Produktseite) erworben werden.
Der Preis ist für die gebotene Leistung absolut angemessen. Sucht man einen qualitativ hochwertigen und gut funktionierenden FM-Transmitter, der ohne Kabel auskommt, gibt es, meines Wissens nach, keine Alternative.
Galerie
(Alle Bilder – mit Ausnahme der iPhone-Screenshots – mit freundlicher Genehmigung von New Potato Technologies, Inc.)
Hallo,
Danke für die ausführliche und gute Rezession.
Wie ist das denn, wenn das iPhone bereits per Bluetooth zum Telefonieren mit dem Autoradio gekoppelt ist?
Dann muss man sich wohl entscheiden ob man telefonieren oder Musik hören möchte, oder?
Viele Grüße
Andreas
Nicht unbedingt. Wenn das Autoradio z.B. nur das Handsfree Bluetooth-Profil anbietet, kann man immer noch das A2DP-Profil für Audioübertragung über den TuneLink nutzen. Das klappt z.B. mit meinem BT-Headset und dem TuneLink tadellos. Musik/Podcast gehen per TuneLink ans Autoradio. Kommt ein Anruf rein, ist aber mein Headset das Defaultgerät. Ob das bei deiner Konstellation klappt, kann ich natürlich nicht sagen. Das müsstest du im Zweifelsfall ausprobieren.
Danke. Mein iPhone ist mit dem Becker Cascade Pro gekoppelt, da geht das vermutlich nicht.
Insgesamt aber ein ziemlich gut durchdachtes Konzept.
Viele Grüße
Andreas
Hi,
funktioniert Tunelink denn auch mit aktuellen iPhones 6 und iOS 8 (8.1.3)?
Wichtig ist mir die auto-connect Funktion, wenn ich ins automsteige…
Vielen dank
Das kann ich dir leider nicht genau sagen, auch wenn ich vermute, dass es weiterhin funktionieren wird. Aktuell habe ich ein Auto, dass die BT-Verbindung ohne Hilfsmittel herstellen kann.
Da die Einstellung für AutoConnect aber in der Tunelink App ist, nehme ich an, dass es unabhängig vom Modell ist. Versprechen kann ich es leider nicht.
Guten Tag,
Finde den FM Transmitter spannend wegen der RDS Funktion!
Habe aber ein Windows Phone.
Jetzt habe ich hier gelesen, dass es auch eine Stand Alone Lösung ist! Daher meine Frage: Reicht es aus, wenn der Transmitter einmalig über die IPhone App eingerichtet wird, und überträgt dann das Gerät via RDS Titelinformationen meines Smartphones? Das Bluetooth Protokoll ist das gleiche, also sollten die Infos mitgenommen werden. Hat hier jemand Erfahrung damit, oder kann es für mich ausprobieren? Besten Dank und liebe Grüße,
Karsten
Irgendwie gibt es das Teil nicht mehr bei Arktis. Hat einer von Euch ne Ahnung, wo ich den TuneLink Auto noch bekommen kann?
Trackbacks
[…] ist noch nicht lange her, da habe ich über Tunelink Auto von New Potato Technologies berichtet. Das kleine Device ist im Auto mein ständiger Begleiter und die Schnittstelle zwischen meinem […]
[…] Folge 12 mit drei feinen Gadgets und einer externen Gadget-Empfehlung vom Sascha von Geiststreicher.org. […]