≡ Menü

If I Had Glass – Gedanken zu Googles Datenbrille

Google Glass - Stylishe Datenbrille
Foto by Google

Als ich letzte Wochen von Gerd „Padlive“ Schröder mit der Frage angetwittert wurde, ob ich nicht Lust hätte an der Blogparade zum Thema „If I Had Glass“ teilzunehmen, habe ich mich sehr gefreut. Nicht nur, dass ich immer auf’s Höchste interessant finde, was Gerhard im Blog WeWearSmartwear veröffentlicht. Googles Glass ist ein sehr interessantes und innovatives Konzept. Es ist also keine Frage, dass ich mir die Zeit nehme, um mal aufzuschreiben, was wäre „if I had Glass“.

What it is

Doch was genau ist Google Glass denn nun eigentlich? Tatsächlich hat Google die technischen Spezifikationen kürzlich bekannt gegeben, wenn auch mit Lücken. Klar ist aber: Glass ist ein Art Virtuel-Reality-Brille, die auch genau wie eine Brille getragen wird. Entweder mit einem eigenen Gestell, oder an passende „normale“ Brillengestelle angeklippst.

Technisches Highlight ist sicher das „Display“. Die Projektion entspricht lt. Google einem 25″ HD Screen aus ca. 2,5m Entfernung. Die genaue Auflösung teilt Google nicht mit. Da Goole in den Developer Guides angibt, dass Fotos eine Auflösung von 640x360px haben sollen, ist dies möglicherweise auch die Auflösung des Displays. Auch sehr interessant ist der „Kopfhörer“, der keinen Stöpsel im Ohr nötig macht, sondern den Schall über die Schädelknochen ins Innenohr leitet.

Weitere Daten:

  • 5 Megapixel Kamera für Fotos
  • Videoaufzeichnung bis 720p
  • WLAN nach 802.11b/G
  • Bluetooth
  • 16GB Flash-Speicher (4GB vom System belegt)

Tatsächlich benötigt Glass aktuell noch ein Android-Smartphone mit der „MyGlass“-App, um überhaupt Navigation und Messaging bereit zu stellen. Das ist bei einem Preis von rund 1.500$ doch ein wenig arg.

What it could do for me

Trotzdem gefällt mir die Idee von Glass. Ein Bildschirm, den man immer vor Augen hat, ohne auf ein Smartphone gucken zu müssen. Sprach-Steuerung für die Hauptfunktionen. Die Hände frei für andere Dinge.

Navigation

Das Einblenden von Richtungsanweisungen in die reale Umgebung fällt natürlich buchstäblich ins Auge. Bei der Navigation im Auto entfällt der Blick zum Navi-Display. Als Fußgänger laufe ich nicht Gefahr, gegen einen Laternenmast zu rennen. Dazu kommt die Einblendung von Beschreibungen weiterer wichtiger Dinge in der Umgebung. Auch in der Indoor-Navigation könnte Goolge Glass eine gute Figur machen und beim Self-Tracking beim Sport und im alltäglichen Leben könnte Glass so manches zusätzliche Gerät ersetzen.

Kommunikation

Was mich am meisten an meinem Smartphone nervt ist die Tatsache, dass ich es jedesmal aus der Tasche kramen muss, wenn es vibriert und/oder klingelt. Glass kann mir Messages direkt einblenden und mir das Kontaktbild des Anrufenden auf das Display schicken. Ob ich rangehe kann ich dann immer noch entscheiden, aber ich muss auch dazu das Handy nicht mehr aus der Tasche kramen. Hoffen wir, dass auch das Einblenden der app.net und Twitter-Timeline möglich ist und ich Posts und Tweets diktieren kann.

Unterhaltung

Bei der Auswahl von Musik darf sich die Sprachsteuerung natürlich gerne auch behaupten. Ob Google seine Sache besser macht, als Apple, wage ich aber zu bezweifeln. Die meiner Meinung nach größte Schwachstelle der Sprachsteuerung ist nämlich das Problem der gemischten Sprachen. Natürlich spreche ich Deutsch, möchte aber trotzdem Nightwish und Eric Clapton per Sprache auswählen können.
Von der Qualität der induktiven Audio-Übertragung würde ich mich tatsächlich gerne mal überzeugen. Und ob die gleichzeitige Sicht auf die reale Umgebung beim Video-Schauen nicht doch stört, bleibt auch abzuwarten.

Foto & Video

Die Aufzeichnung Videos und Fotos durch simple Sparchkommandos hat einen gewissen Charme. Stimmt die Qualität wird die Bilderflut im WWW vermutlich noch deutlich schneller anwachsen. Gelegenheitsknipser wie ich, werden die schnelle Möglichkeit der Aufnahme sicher begrüßen. Für Bildkompositionen dürfte Glass allerdings kaum zu gebrauchen sein.

What it could do for Google

Ich möchte nicht den Teufel an die Wand malen und vielleicht sind auch alle Befürchtungen überflüssig. Trotzdem darf man nicht vergessen, auf die Gefahren von Glass im sozialen Umfeld hinzuweisen.

Google verdient sein Geld bisher hauptsächlich durch Werbeeinblendungen. Was bietet sich mehr an, als auch Glass zur Verbreitung von Werbung einzusetzen? Werbeclips vor der Youtube-Videos sind ja bereits etabliert. Ebenso könnte Werbung während des Aufbaus eines Telefonates eingeblendet werden. Oder bei der Navigation werden bestimmte, ins Blickfeld geratene Geschäfte stärker hervorgehoben als andere. Vielleicht sogar mit einem kurzen Werbeslogan, während man an der Filiale der bekannten FastFood-Kette vorbei läuft, oder auf der anderen Straßenseite einen Kaffee zum Mitnehmen bekommen könnte.

Auch die Kamere und das Mikrofon dürften ein für Datenschützer gefundenes Fressen sein. Lief bisher nur eine kleine Gruppe von Journalisten und ein paar Nerds mit einer Kamerabrille herum, könnte das demnächst deutlich zunehmen. Natürlich ist das reine Filmen in der Öffentlichkeit nicht verboten, aber ob ich wirklich ständig damit rechnen möchte, auf Schritt und Tritt auf irgendeiner Festplatte zu landen? Guess yourself.

Fazit

Jede neue Technik kann zum Guten und auch zum Bösen dienen und ein auffälliges Gadget wie Googles Glass wird sicher kontroverse Diskussionen auslösen. Einerseits wegen der technischen Möglichkeiten in hinblick auf Privatsphäre, andererseits weil es von Google ist.
Eine weitere Frage ist, ob ich als Nicht-Brillenträger wieder dauerhaft ein Gestell auf der Nase haben möchte. Und wenn nicht, wie sehr sich Google Glass dann noch in den Alltag integrieren lässt.
Wie wird die Umgebung, mein soziales Umfeld, auf die potentiellen Spionagetätigkeiten der Glass-Träger reagieren? Wird die Datenbrille eine allgemein akzeptierte Technik werden? Oder geht der Trend doch eher zur etwas unauffälligeren Daten-Uhr?
Erste – vielleicht auch voreilige – Verbote gab es in den USA ja bereits. Man denke an die kleine Bar in Seattle, die allein auf Grund der Möglichkeiten ein Google Glass verbot für Gäste ausgesprochen hat.
Warten wir ab, was Google Glass wirklich kann. Dann kann man auch entscheiden, wozu man Glass braucht, oder eben auch nicht braucht. Ich bin jedenfalls sehr gespannt. Sollte ich nächste Woche im Lotto gewinnen, werde ich mir jedenfalls auch ein Android-Smartphone und Googles Glass zulegen. Und sei es, weil ich einfach ein Technikfreak und Spielkind bin.

Wie seht ihr das? Gefällt euch das Konzept? Oder seht ihr eher die Gefahren der wachsenden Datenkrake Google und der schwindenden Privatsphäre? Ich freue mich auf eure Kommentare und Meinungen 🙂

{ 1 comment… add one }

Trackbacks

Leave a Comment

*